JOINT VENTURES - ganz praktisch
An dieser Stelle wurde bereits vor einiger Zeit auf die begrenzende Rolle interkultureller Differenzen bei Projekten zur internationalen Zusammenarbeit hingewiesen, weshalb ich an dieser Stelle nur noch einmal an diese wichtige Problematik erinnern möchte.
Am besten stellt man sich ein JV wie ein Spiel vor, dessen Regeln man zuverlässig festlegen möchte. Man kann es so gestalten, dass die Partner nur koordinierende Verhaltensregeln vereinbaren oder Regeln aufstellen, in deren Vollzug mehr passiert, z.B. eine oder mehrere neue Gesellschaften von den Partnern gegründet werden. Ersteres böte sich zum Beispiel bei einer kleineren Forschungskooperation an, letzteres bei der gemeinsamen Erschliessung eines ausländischen Marktes. Sehen wir uns letztgenannte Alternative an:
Durch die gemeinsame Planung, wie die neue Gesellschaft aussehen und wer wann welche Beiträge leisten soll, entsteht nach deutscher Vorstellung wohl eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das ist nicht weiter spannend, zeigt aber auf, dass man festlegen muss, wie man mit der oder den anderen Parteien ganz grundsätzlich umgeht, wie man zum Beispiel diese Gemeinschaft beenden darf.
Jetzt geht es aber erst los: Ich muss nämlich alles so planen, dass es nachher bei der Umsetzung wie ein Reisverschluss ganz praktisch aufgeht. D.h., ich brauche zuerst Fantasie und praktische Erfahrung im Aufbau komplexer Projekte. Das muss aber ablaufen vor dem Hintergrund zumeist mehrerer Rechtssysteme, d.h., ich muss mich damit beschäftigen, was für rechtliche Vorstellungen dort herrschen, wo das ganze Spiel effektiv ablaufen soll.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, muss ich die Bausteine des internationalen Wirtschaftsrechts kennen. Ich muss zum Beispiel eine Gesellschaft nach Landesrecht gründen, weshalb ich wissen muss, wie eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung dort aussieht. Dann muss ich die Gesellschaft Handelsverträge abschließen und all die anderen Dinge anstellen lassen, die sie braucht, um planmäßig loszulegen.
Das Gute daran ist, dass ich mir das alles vorher ausdenken kann, wenn ich meine Spielregeln mit den Partnern aushandle. Das Riskante ist, dass ich nicht erst dann anfangen darf über die relevanten Fragen nachzudenken, wenn die andere Seite losfeuert, denn dann bekomme ich niemals alles zeitgerecht auf die Beine gestellt, und die andere Seite diktiert mir die Konditionen.
„Zuhause“ brauche ich dazu unbedingt ein prima Team aus Technikern, verschiedenen Wirtschaftlern und Juristen, die gegebenenfalls mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten, um der anderen Seite nicht nur hohle Vertragshülsen, sondern tatsächlich passende Festlegungen zu präsentieren, mit denen ich mein Gesicht wahre und meine Absichten durchsetzen kann.
Dr. Axel Schober, Rechtsanwalt, www.dr-schober.de